DISG training

GEDAM Logo - Führungskräfte Seminare

Konflikttypen besser verstehen mit dem DISG Modell

Konflikttypen besser verstehen mit dem DISG Modell

Festgefahrene Situationen

Auf meinem alten Arbeitsweg musste ich täglich durch eine sehr enge Straße fahren, die besser eine Einbahnstraße gewesen wäre, denn auf der linken Seite stand eine massive Steinmauer und auf der rechten Seite parkten die Autos der Anwohner – und das über mehrere hundert Meter. So passten keine zwei Autos auf der Fahrbahn nebeneinander vorbei und es war eine große Herausforderung, bei Gegenverkehr rechtzeitig eine Lücke zu finden, um einer Kollision zu entgehen. Nicht selten kam es vor, dass LKW die Straße befuhren, und hin und wieder passierte es, dass es bei Gegenverkehr dann auf einmal kein Vor und Zurück mehr gab. Der LKW kann nicht zurücksetzen, denn von hinten kommen schon die nächsten Fahrzeuge. Eine passende Lücke ist aber auch nicht zu finden und dem entgegenkommenden Fahrer ergeht es ähnlich. Eine festgefahrene Situation.

Ich bin sicher, solche Situationen kennen Sie aus Ihrem Alltag. Nicht nur als Autofahrer, sondern vielleicht in der Rolle als Mutter/Vater, Arbeitskollege/Vorgesetzter, Freund. Denn oft stehen sich auch in Beziehungen die Fronten gegenüber, es geht nicht vor und nicht zurück. Ein Ausweichen ist nicht mehr möglich und eine Lösung muss herbei. Eine klassische Konfliktsituation. Zwischenmenschliche Konflikte können in allen Beziehungen entstehen, wenn unterschiedliche Interessen und Ziele aufeinandertreffen. Die Frage ist dann: Wie gehe ich damit um? Ein Teil der Konflikte, die uns im Alltag begegnen, ist schnell gelöst. Aber dann sind da auch die anderen Konflikte, die uns mehr herausfordern: Wenn erfolglos versucht wurde, die Probleme zu klären, die Emotionen hochgekocht sind oder Fronten verhärtet und das Verständnis für die Verhaltensweise des anderen auf der Strecke bleibt.

Das DISG Modell kann dabei helfen, die verschiedenen Verhaltensweisen von Menschen in Konflikten besser zu verstehen und die Selbstwahrnehmung zu schärfen, mit dem Ziel, Konfliktverläufe positiv zu beeinflussen und Beziehungen zu verbessern. Ich bin überzeugt: Wer die Stärken, Schwächen und Bedürfnisse der DISG Typen im Konfliktfall kennt, dem wird es leichter fallen, Konfliktgespräche zu führen.

Wie reagieren die vier Typen im Konfliktfall?

Der Dominante Typ „Machen Sie es so!“

Dominante Menschen sind auch im Konfliktfall sehr selbstsicher. Sie wollen die Kontrolle über die Situation behalten und als Sieger aus dem Konflikt hervorgehen. Denn ein Konflikt ist für Sie ein Wettbewerb. Der Problemlösung wird eine höhere Priorität beigemessen als der Beziehung zur Gegenpartei, dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Säße in den festgefahrenen Fahrzeugen vom Anfang ein Dominanter, er würde wohl aussteigen und nachdem er seinen Ärger über die Situation zum Ausdruck gebracht hat, dem anderen Fahrer erklären: „Ich weiß genau, was zu tun ist. Machen Sie folgendes…“

Der Initiative Typ „Alles halb so schlimm“

Ähnlich wie die Dominanten, wollen auch initiative Menschen aktiven Einfluss auf ihr Umfeld nehmen. Der Unterschied ist, dass die Beziehung für sie einen höheren Stellenwert hat als der Konfliktgegenstand. Das heißt: Diskutieren und um die Problemlösung ringen ja, aber nicht um jeden Preis. Ein initiativer Fahrer würde vielleicht eine Weile erzählen, welche ähnlichen Situationen er schon erlebt hat und was seiner Meinung nach nötig wäre, um die Situation zu lösen. In seinem Redefluss ist er kaum zu bremsen, versucht dabei zu beschwichtigen und das Problem herunterzuspielen: „Ach wissen Sie, das ist alles halb so schlimm. Da finden wir schon eine Lösung. Meiner Freundin ist schon einmal etwas ähnliches passiert, als …“ Möglicherweise reagiert er auch stark emotional auf die Situation, je nach Reaktion der Konfliktpartei.

Der Stetige Typ „Lieber keine Konflikte“

Ginge es nach dem Stetigen, wäre der Konflikt gar nicht erst zustande gekommen. Im Bilde gesprochen: Stetige fahren gar nicht erst auf die potenzielle Konfliktstraße, lieber nehmen sie einen Umweg in Kauf, wenn sie dadurch Konfrontationen mit Gegenverkehr vermeiden können. Das bedeutet: Wo es geht, vermeidet er Konflikte. Ein Konflikt birgt für ihn immer die unterschwellige Gefahr, des Beziehungsbruchs. Dem versucht er möglichst aus dem Weg zu gehen, indem er Groll und aufkommenden Frust herunterschluckt, statt ihn zu äußern. Im Konfliktfall steht für Stetige die Beziehung immer über der Sache. Daher leiden stetige Menschen auch häufig am stärksten unter Konflikten. Dennoch können Sie durch ihre ruhige Art Konflikte positiv beeinflussen.

Der Gewissenhafte Typ „Nach reiflicher Überlegung und unter Einbezug aller Fakten…“

„… schlage ich vor, wir machen eine Skizze der Straße und der Autos, um die bestmögliche Lösung zu finden, wie wir aneinander vorbeikommen. Ich werde mal meinen Maßstab aus dem Kofferraum holen, dann können wir alles abmessen.“ Überspitzt könnte so die Reaktion eines gewissenhaften Fahrzeugführers in der festgefahrenen Situation aussehen. Menschen, die stark gewissenhaft sind, haben hohe Ansprüche an sich selbst ebenso an andere. Diese Verhaltensweise zeichnet sich auch in Konfliktsituationen ab. Fakten und Logik sind ihnen sehr wichtig, die Beziehungsebene hat für sie dabei keine große Wichtigkeit. Im Konfliktfall geht ein Gewissenhafter analytisch und nüchtern vor und braucht entsprechend Zeit, um sich Gedanken zu machen. Er ist sehr akribisch und kann sich schnell in Details verlieren.

Ein angemessener Umgang mit den DISG Typen im Konflikt

Wie sieht aber nun ein passender Umgang mit den DISG Typen im Konfliktfall aus? Was tun, wenn ich wieder Mal mit meinem dominanten Vorgesetzen aneinandergerate oder wenn meine Ideen und Vorstellungen stark von denen meines initiativen Arbeitskollegen abweichen? Was sollte ich im Umgang mit stetigen Menschen beachten? Und welches Verhalten trägt positiv zur Konfliktlösung mit einem gewissenhaften Menschen bei?

D: Maximale Sachlichkeit und Klarheit

Wenn sie mit einem dominanten Menschen in Konflikt geraten, denken Sie dran: D ist auf die Sachebene fokussiert und setzt alles daran, den Konflikt aktiv und schnell zu lösen. Da kann es passieren, dass der Umgangston rauer wird. Nehmen Sie sich das nicht zu sehr zu Herzen, es kann sein, dass D Sie nicht persönlich angreifen will. Zeigen Sie gleichzeitig aber Stärke und vertreten Sie entschlossen Ihren Standpunkt. Seien Sie in Ihrer Ausdrucksweise direkt und vermeiden Sie belangloses Gerede. Am Ende des Gesprächs hilft es, wenn Sie die wichtigsten Eckpunkte noch einmal zusammenfassen und klar formulieren, auf welche nächsten Schritte sich geeinigt wurde, denn D ist ein selektiver Zuhörer. Stellen Sie also sicher, dass Sie auf dem gleichen Stand sind.

I: Beziehungsstärkend handeln

Initiative Menschen möchten gehört werden, sie brauchen Anerkennung und bemühen sich um harmonische Beziehungen. Sorgen Sie also für eine positive Atmosphäre in Konfliktgesprächen, nutzen Sie auch die Gelegenheit Ihre Anerkennung auszusprechen, wo sie verdient ist. Geben Sie I entsprechend Zeit, seine Sichtweise zu erklären, haken Sie gegebenenfalls ein, wenn er Probleme herunterspielt. Seien Sie klar in Ihren Aussagen und fassen Sie das Ergebnis am Ende des Gesprächs noch einmal zusammen. Es hilft I, wenn Sie abschließend noch ein paar ermutigende Worte finden, die ihm signalisieren, dass trotz des Konfliktgesprächs, die Beziehung unbeschadet bleibt.

S: Wertschätzung und Zeit

Rufen Sie sich in Erinnerung: Stetige Menschen haben ihre Schwierigkeiten mit Konfliktgesprächen. Steht ein schwieriges Gespräch mit S an, bemühen Sie sich um einen freundlichen Umgangston und zeigen Sie Wertschätzung. Auch bei S ist Zeit ein Schlüssel zu einer effektiven Konfliktlösung. Geben Sie ihm Raum, seine Sorgen zu äußern. Weisen Sie aber auch daraufhin, dass aufkommende Konflikte ausgetragen werden müssen und Vermeidung dabei nicht zur Problemlösung beiträgt. Ermutigen Sie S dazu, seinen Standpunkt zu vertreten und zur Konfliktlösung beizutragen.

G: Weniger Emotionalität, mehr Sachlichkeit

Geraten Sie in einen Konflikt mit einer gewissenhaften Person, seien Sie auf Sachlichkeit bedacht. Da G selbst analytisch vorgeht, wird er es schätzen, wenn Sie im Konfliktfall eine ähnliche Nüchternheit an den Tag legen und auf der Sachebene agieren. Sind Sie ein eher emotionaler Mensch, bemühen Sie sich darum, ihre Äußerungen strukturiert und sachlich zu vermitteln, denn Emotionalität wirkt auf G unprofessionell. Auch G braucht genügend Zeit, den Konflikt zu durchdenken und für sich zu analysieren, gestehen Sie ihm diese Zeit zu.

Die vier DISG Typen im Hinterkopf und das Wissen um ihre unterschiedliche Herangehensweise an Konflikte, können Ihnen helfen, Ihr Gegenüber in einem Konfliktgespräch besser zu verstehen. Das öffnet den Weg für eine positive Beziehungsgestaltung und konstruktive Konfliktlösungen, damit sich eine scheinbar festgefahrene Situation als lösbar herausstellt.

Wenn Sie sich mehr für das Thema interessieren, empfehle ich das Buch „Bessere Beziehungen mit dem DISG Modell“, wo vertieft die einzelnen DISG Typen und ihre Stärken, Schwächen und Bedürfnisse in Konflikten beleuchtet werden.